Ich hatte das große Glück, Tom im September 2008 in einem Inserat auf Kleinanzeigen.de zu finden. Liebe auf den ersten Blick!!! 😍
Zwei verschiedenfarbige Augen sahen mich auf dem Foto der Anzeige erwartungsvoll an. Jaaaaa, mein Begleiter für die kommenden Jahre war gefunden. Ohne zu Zögern holte ich Geld von der Bank und wir fuhren los, um ihn zu holen.
Bevor du dir einen Hund holst, denke bitte gründlich darüber nach, warum du einem Tier ein Zuhause und deine Liebe schenken möchtest. Dein Hund wird ab sofort ein Teil deiner Familie sein. Er ist ein soziales Wesen und gehört weder an eine Kette und in einen Zwinger. Es ist auch nicht schön, ihn rund um die Uhr allein auf dem Hof herumstreifen zu lassen und ab und zu mal nachzusehen, ob er noch da ist. Für so etwas kaufe dir dann lieber ein gut gehendes Überwachungssystem.
Du solltest auch darüber nachdenken, wieviel Erfahrung du mitbringst, wie groß dein Hund sein soll, welche Aktivitäten ihr miteinander starten wollt. Hast du ausreichend Zeit für deinen neuen Begleiter? Kannst du ihm das an Bewegung und Beschäftigung zur Verfügung stellen, was er braucht? Bist du bereit, auch auf Dinge zu verzichten, wenn du in den Urlaub fahren willst? Reichen deine finanziellen Möglichkeiten, um ihn auf Dauer gut zu versorgen inklusive Tierarzt? Kannst du dem Hund die Nähe bieten, die er braucht? Sprich, ein Hund sollte nicht täglich über viele Stunden hinweg allein in der Wohnung sitzen und auf seinen Menschen warten.
Wenn du dir da unsicher bist, ob du ihm das alles geben kannst, entscheide dich lieber für ein anderes Tier oder verzichte darauf. Tierheime suchen immer freiwillige Helfer, die regelmäßig kommen, um sich mit den Tieren zu beschäftigen oder sie auszuführen. Hier könntest du dann trotzdem etwas für Hunde tun ohne die gleichbleibende Verantwortung. Die Verantwortung, die du für dein Tier übernimmst, sollte bis zu seinem letzten Atemzug bleiben.
Tom wurde am 24.07.2008 geboren. Ich holte ihn von einem Aussiedlerhof in Hessen ab. Er war sehr sehr aufgeregt und neugierig, wog knappe 6 kg. So ein süßes Fellknäuel und so schön agil. Leider habe ich aus seinen ersten Lebensjahren keine Fotos mehr und kann nur über seine Entwicklung und aus unserem Leben erzählen.
Bälle, Suchspiele, Toben im Schnee, Auto fahren und Essen waren seine Leidenschaft. Er hatte eine sehr ausgeprägte Mimik, so dass ich schon allein in seinem Gesicht lesen konnte, wie es ihm ging. Als Hütehund-Mix kümmerte er sich immer darum, dass jeder unterwegs dabei blieb. Wenn wir mal in einer Gruppe unterwegs waren, blieb er automatisch immer beim Letzten, es war faszinierend. Er liebte Decken, viele Decken, die brauchte er abends, um nach dem aufregenden Tag zur Ruhe zu kommen.
Tom erfasste die Befindlichkeit seiner Menschen sofort und ging darauf ein, ging es mir nicht gut, wich er mir nicht von der Seite, bis er merkte, aha, Frauchen ist wieder wohlauf. Er konnte an der Leine ziehen, wenn er mit mir unterwegs war. Meine fast 80jährige und gehbehinderte Freundin wünschte sich einmal, dass sie mit Tom an der Leine gehen könne. Und er lief lammfromm mit ihr, voll konzentriert bei Fuß. Mit einer anderen Freundin war ich mal im Wald unterwegs und hatte ihre Möglichkeiten überschätzt. Kurzum, sie war fix und alle und wir mussten irgendwie nach Hause kommen. Mit Toms Hilfe gelang das wunderbar. Er war permanent bei ihr, Stück für Stück gingen sie einige Meter, blieben stehen, gingen weiter und setzten sich zwischendurch zur Pause. Tom ging voll und ganz auf ihre Bedürfnisse ein. Er erstaunte mich immer wieder mit seinen Fähigkeiten.
Am 08. Dezember 2022 war dann einer der schlimmsten Tage meines Lebens. Der Moment des Abschieds war gekommen.
Viele sagen, dass sie das nicht können, geben den Hund ab und verlassen den Raum. Tu das bitte nicht, auch wenn es dir noch so schlecht dabei geht. Raff dich auf und bleib bei deinem Tier bis es eingeschlafen ist.
Da Tom nicht mehr ins Auto kam (über den Sinn und Unsinn von Leckerlis schreibe ich in einem anderen Beitrag), hatten wir Schlafpaste besorgt. In unserem Kombi haben wir ein Bett für ihn gebaut. Mit dem Tierarzt war vereinbart, dass er rauskommt und Tom im Auto versorgt. Wir gaben Tom die Schlafpaste daheim, als er schlief, trugen wir ihn in sein Autobett. Der Tierarzt kümmerte sich um ihn, und wir sprachen mit Tom und streichelten ihn, bis er gegangen war.
Ich hatte mich schon seit seinem 10. Menschenjahr damit befasst, was sein würde, wenn er gehen muss. Er war mein Seelenhund und unterdessen auch zum Seelenhund meines Partners geworden. Egal, was wir alles erdacht, erfühlt und womit wir gerechnet hatten, wenn es dann soweit ist, ist es belanglos.
Der Schmerz saß nicht nur sehr tief, er riss uns regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Auch wenn uns unterdessen zwei andere Hunde ihre Liebe schenkten, Tom war nicht zu ersetzen und fehlte uns sehr. Unterdessen sind wir wieder in der Lage, unseren neuen Pfotenbegleitern all das zu geben, was sie brauchen, empfangen dankbar ihre Liebe und genießen die Freude, die sie uns schenken.
Dennoch ist Tom in Gedanken und Gesprächen immer noch bei uns und fragen wir uns oft, wie er wohl auf dieses oder jenes reagieren würde. Es gibt zu diesem Thema einen wunderschönen Text, der mich sehr beeinflusst hat, wieder ein anderes Tier in mein Leben und vor allem in mein Herz zu lassen:
Leihe mir ein Tier
"Ich will dir ein Tier für eine Weile leihen", hat Gott gesagt.
"Damit du es lieben kannst, solange es lebt und trauern, wenn es tot ist.
Ich kann dir nicht versprechen, dass es bleiben wird weil alles von der Erde zurückkehren muss.
Wirst du darauf aufpassen, für mich, bis ich es zurückrufe? Es wird dich bezaubern um dich zu erfreuen und sollte sein Bleiben nur kurz sein, du hast immer die Erinnerungen um dich zu trösten.
Willst du ihm alle deine Liebe geben und nicht denken, dass deine Arbeit umsonst war? Und mich auch nicht hassen, wenn ich das Tier zu mir heim hole?"
Mein Herz antwortete: "Mein Herr, dies soll geschehen. Für all die Freuden, die dieses Tier bringt, werde ich das Risiko der Trauer eingehen.
Wir werden es mit Zärtlichkeit beschützen und es lieben, solange wir dürfen. Und für das Glück, das wir erfahren durften, werden wir für immer dankbar sein.
Aber solltest du es früher zurückrufen, viel früher, als geplant, werden wir die tiefe Trauer meistern und versuchen, zu verstehen.
Wenn unser geliebtes Tier diese Welt voll von Spannung und Zwietracht verlässt, schicke uns doch bitte eine andere bedürftige Seele, um sie ihr Leben lang zu lieben.
- Autor unbekannt -
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